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Viel Einigkeit beim „Stall-Gespräch“
SPD-Landwirtschaft-Sprecher Wiard Siebels und Landtagskandidat Sebastian Zinke zu Gast bei Schäfer Rose
GRETHEM (dl). Für Schäfer Stefan Rose ist am vergangenen Freitagabend nach der Rückkehr von der 150 Schafe zählenden Herde auf dem Deich in Gilten noch lange nicht Feierabend. Gemeinsam mit seinem Bruder Christian empfängt er auf dem Hof der Familie in Grethem den Sprecher für Landwirtschaft und Verbraucherschutz der SPD-Landtagsfraktion, Wiard Siebels, der sich auf Einladung von SPD-Landtagskandidat Sebastian Zinke ein Bild vom Schäfereibetrieb Rose und möglichen Problemen machen möchte. Selbstverständlich hat Siebels Kenntnis von den beiden Übergriffen von Wölfen im April auf die Grethemer Schafherde, und deshalb will er von Rose auch genau wissen, wo „ihn der Schuh drückt“ und wo die Politik den Schäfer unterstützen kann.
Nach einem kurzen Rundgang über den Hof ist der Stall das Ziel der Besucher. Ein paar meckernde Ziegen und blökende Schafe, die sich zu dieser Zeit im Stall aufhalten, scheinen zu ahnen, dass es bei diesem „Stall-Gespräch“ vor allem um ihren Schutz und ihre Zukunft geht. Dass in diesem Stall im Winter mehr als 2000 Schafe leben und die meisten davon auch ihre Lämmer dort zur Welt bringen, bevor sie nach kurzer Zeit wieder auf die Weide gehen, erklärt Rose. Derzeit sind es kaum mehr als 100 Schafe und wenige Ziegen, die unentwegt futtern und dabei neugierig durch das Holzgatter schauen. Denn zur Zeit weiden genau 1056 Schafe von Rose in Norddeich und sorgen für die Deichpflege an dem Teil der Nordseeküste. „Wir haben sie gerade gezählt“, berichtet Rose, der die Tiere zum Winter nach Grethem zurückholt.
Seit dem Jahr 2000 hat er sich auf die Vermarktung von Lammfleisch und Lammwurstwaren spezialisiert. „Unser Fleisch ist sehr beliebt. Vor allem Menschen, die sich bewusst ernähren wollen, zählen zu unseren Kunden“, stellt Rose fest und betont, dass Schafe immer artgerecht gehalten werden. „Man kann Schafe nicht im Stall halten, sie würden eingehen.“
Nachdem der Hausherr viel Wissenswertes über seinen 55 Hektar großen Betrieb erzählt hat, kommt er schließlich zum Thema Wolf. Rose erinnert an die Übergriffe im April, bei denen die Familie neben dem Verlust von etwa 50 Tieren auch großen seelischen Schaden davongetragen habe. „Wir haben bis heute noch keine Billigkeitszahlung erhalten“, berichtet der Schäfer, der nach den Ergebnissen der DNA-Tests vor etwa eineinhalb Monaten die Anträge auf sogenannte Billigkeitszahlungen (freiwillige Zahlung mit einem anteiligen finanziellen Ausgleich) gestellt hat.
SPD-Landtagskandidat Zinke, der den Heidekreis als einen Wolfsschwerpunkt mit immerhin sechs Rudeln bezeichnet, sieht es als Aufgabe des Landtages an, in diesem Punkt andere Regelungen zu treffen. „Man muss von einem passiven zu einem aktiven Wolfmanagement kommen“, heißt es auch in einem Strategiepapier zum Miteinander zwischen Mensch und Tier, das Zinke als Aufgabe für die nächste Legislaturperiode ausgearbeitet hat.
An diesem Abend beim „Stall-Gespräch“ in Grethem ist man sich auf jeden Fall bei den Forderungen nach wolfsfreien Gebieten, unter anderem in den Deichgebieten entlang der Nordseeküste, und nach schnellerer Bearbeitung von DNA-Prüfungen nach Übergriffen einig. Rose fordert auch die Zahlung von Entschädigungen nach tatsächlich entstandenen Schäden und nicht den Ausgleich als Billigkeitsleistung. „Da muss die Beweislast umgekehrt werden“, ist er sicher. Auch zusätzliche Präventionsmaßnahmen müssten komplett getragen werden. Der SPD-Fraktionssprecher für Landwirtschaft und Verbraucherschutz, Siebels, macht dem Schäfer Hoffnung, dass „innerhalb der nächsten fünf Jahre das Thema zufriedenstellend geregelt werden wird – unabhängig davon, wer die kommende Wahl gewinnt“.
Er begründet dies durch den hohen Populationsdruck im Bereich der Wölfe. „Wenn man davon ausgeht, dass die Reproduktionsquote des Wolfes bei 30 Prozent pro Jahr liegt, so wird man handeln müssen.“ Es seien schon jetzt die Leistungen für präventive Schutzmaßnahmen verdoppelt worden. Insgesamt müssten die Billigkeitszahlungen schneller geleistet werden und nach der Begutachtung durch den Wolfsberater „nach erstem Anschein“ gezahlt werden können.
Außerdem fordern die Gäste an dem Abend eine Neubewertung der Wolfs-Population. Ihrer Meinung nach weise der Wolf bereits einen guten Erhaltungszustand auf – somit sei eine Regulierung und damit ein steuerndes Eingreifen möglich. Für Schäfer Rose gilt es nun abzuwarten, ob es eine zufriedenstellende Lösung geben wird. „Ich hoffe nur, dass wir Schäfer auch alle so lange durchhalten können“, verabschiedet er seine Gäste.
Quelle: Walsrode Zeitung vom 19.09.2017, Bericht und Foto: DL